In unserer Reihe Klassiker neu gelesen sollen diesmal Arthur Schnitzler und Eduard von Keyserling im Mittelpunkt stehen.
Schnitzlers Fräulein Else aus dem Jahre 1924 gehört wahrhaftig zu den Klassikern der Moderne. Ausschließlich als innerer Monolog der Protagonistin Else gestaltet, konfrontiert diese Erzählung uns Lesende hautnah mit der rastlosen Bewusstseinstätigkeit einer jungen Frau, die sich durch eine unerhörte Forderung des wohlhabenden und sehr viel älteren Herrn von Dorsday bedrängt sieht. Angst, Scham, Lust und Begierde, vor allem aber die Macht des Geldes sind die Triebkräfte einer Handlung, die in eine Katastrophe mündet und im Zeichen der #metoo-Debatte nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.
Weniger bekannt, darum aber keineswegs weniger lesenswert ist der letzte kleine Roman Eduard von Keyserlings, 1919 postum erschienen. Noch einmal entfaltet Keyserling hier die im ersten Weltkrieg untergegangene Welt des baltischen Landadels; noch einmal taucht er das erzählte Geschehen ein in wundervoll farbige Landschaftsbilder. Das Leitmotiv des ‘Feiertagskindes’ grundiert eine Dreiecksgeschichte, in der sich eine vereinsamte, in ihrer Ehe unglückliche Frau gestellt sieht zwischen zwei Männer von sehr verschiedenem Charakter. Am Ende verlässt Irma von Buchow ihren bodenständigen Ehemann, um dessen jüngerem Bruder, dem leichtlebigen Achaz, in die Stadt zu folgen. Aber handelt es sich dabei um eine glückliche Entscheidung?
Herzlich eingeladen sind alle, die Freude am Lesen und der Auseinandersetzung mit Literatur haben.